Sonntag, 27. Januar 2013

Rezension zu Durch Mark und Bein von Kathy Reichs


Amazon.de: Taschenbuch € 9,99
Verlag: Heyne
Autorin: Kathy Reichs
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Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (12. November  2012)
Klaus Berr
ISBN-10: 3453436547
ISBN-13: 978-3453436541
Originaltitel: Fatal Voyage

Auf dem Weg zu einem Vortrag in Knoxville erreicht Tempe die Nachricht von einem Flugzeugabsturz im Naturschutzgebiet von Swain County, Nord Carolina, Great Smoky Mountains. Als Mitglied der DMORT – einer staatlichen Einsatzgruppe zur Bergung von Leichen in solchen Fällen – soll sie als Voraustrupp den Unfallort sichern. Dank ihrer Routine gelingt es ihr auf – ausnahmsweise – sehr diplomatische Art, die nötigen Routinen und Vorgehensweisen zu organisieren.

Nachdem sämtliche Bergungstrupps eingetroffen sind, beginnt das Sortieren der Leichenteile, die mühsame Identifizierung und das Trösten der wartenden Angehörigen. Von ihrem Chef energisch in die Pause geschickt, sucht sie Ruhe und Entspannung auf einer Waldlichtung. Sie ist dort nicht alleine: Ein Rudel Kojoten streitet sich um einen Fuß – und kein Anderer als Andrew Ryan kommt ihr zu Hilfe (Jean Bernhard, sein Partner, saß in der Maschine). Gemeinsam retten sie das Leichenteil vor den Raubtieren und bringen es in die Sammelstelle. Und damit beginnt der Ärger für Tempe.

Unvermittelt trifft sie der Vorwurf fahrlässig Beweismittel kompromittiert zu haben. Sie wird suspendiert und von der Absturzstelle verbannt. Verwirrt und zutiefst verletzt will sie zunächst alles hinschmeißen. Mit der Unterstützung ihres Exmannes Pete, von Ryan und dem weiblichen Sheriff des Orts nimmt sie den Kampf um ihre berufliche Reputation auf und kommt einem grauenhaften Geheimnis auf die Spur.

Von der ersten Minute an fesselt Kathy Reichs die Leser mit ihrer Schilderung einer Absturzstelle mitten in einem Paradies. Hier spürt man in jeder Zeile, dass die Autorin sehr genau weiß, wovon sie schreibt. Auch Reichs ist Mitglied der DMORT und wurde kurz nach Fertigstellung des Buchs zum Ground Zero gerufen. Auf den 11. September 2001 geht sie in einem bewegenden Nachwort ein. Als „Stammleser“ sollte man inzwischen mit dem Buchstabensalat der verschiedenen Institutionen in den USA vertraut sein („...So ziemlich jede Behörde und jeder Verein auf dem Planeten haben sich angemeldet. MTSB, FBI, ATF, Rotes Kreuz, FAA, Forest Service, Tennessee Valley Authority, Innenministerium. Würde mich nicht überraschen, wenn der Papst selbst über den Wolf Knob da hinten geritten kommen würde...“). Als „Neuleser“ sei das Anlegen eines Lexikons angeraten. Da wünscht man sich fast etwas weniger Insiderwissen der Autorin, hat aber eine wesentlich klarere Vorstellung, wo der Amtswirrwarr der Klärung behilflich ist oder im Weg steht.

Diese Gegensätze spiegeln sich auch in der einerseits sehr bildhaften Sprache, wenn es um emotionale Dinge geht, andererseits in der sehr fachspezifischen, wenn es um den wissenschaftlichen Teil geht. Wer vor Sätzen wie „...In einer geschützten Umgebung binden die schweren, schleimartigen Sekretionen, die bei anaerober Fermentation entstehen, die Erde, sodass durch Regen induzierte Verdünnungsfaktoren insignifikant sind...“ nicht zurückscheut, ist hier richtig.

Warum der Vize-Gouverneur so einen Druck auf den Leiter des DMORT ausübt, um Tempe mediengerecht zu verunglimpfen, wird lange nicht klar. Wer hat wieso etwas gegen die Untersuchung des Fußes, der keinem der Flugzeugpassagiere zuzuordnen ist? Ist der Absturz gar ein Attentat gewesen?

Hätte ich die Zeit gehabt, ich hätte „Durch Mark und Bein“ in einem Tag durchgelesen. Abwechslungsreich, spannend und exzellent recherchiert ist es das bisher stärkste Buch in der Reihe um Dr. Temperance Brennan. Daher vergebe ich fünf von fünf Sternen.

Rezensentin: die bessere Hälfte

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