Foto: Jörg Landsberg |
Theater Bremen
Radio Bremen
Gestern Abend ging es mal wieder ins Theater. Diesmal ging es in das von Kritikern und Publikum gleichermaßen kontrovers aufgenommene Stück "Die Nibelungen" von Friedrich Hebbel, umgesetzt von Regisseur Herbert Fritsch. Da ich definitiv nicht zum Theaterkritiker aufsteigen will, gebe ich hier nur meine Eindrücke zur Aufführung wieder.
Obwohl oder gerade weil das Stück so kontrovers in der Presse behandelt wurde war das Theater am Goetheplatz so gut wie ausverkauft. Leider saßen wir diesmal nur in der 15. Reihe, was dazu führte, dass vereinzelt Dialoge nur schwer bis gar nicht zu verstehen waren. Entweder leidet die Akustik, dass man direkt unter dem ersten Rang sitzt, oder die Stimmen der Schauspielhausschauspieler reichten nicht, um den großen Raum auszufüllen.
Das Stück begann mit den Auftritt Etzels, sowie eines Übersetzers, die uns gemeinsam stimmgewaltig Etzels Leid näher brachten. Nach dieser eindrucksvollen Einleitung, die mit dem Händeschütteln der ersten Reihe endete, wurde einige Jahre zurück geblendet und die Geschichte rund um Siegfried und die Nibelungen konnte beginnen.
Fritsch verzichtet so gut wie auf alle Requisiten, einzig eine riesige Videoleinwand, auf der Farbspiele wiedergegeben werden, und die Souffleusen-Muschel füllten die ansonsten leere Bühne. Dafür waren dann die Schauspieler in umso mehr leuchtende und ins Auge stechende Kostüme gehüllt. Diese reichten vom roten Plüschmantel Gunthers über den Muskelanzug Siegfrieds bis hin zu hautengen Lackanzügen. Absolut einfalls- und abwechslungsreich.
Damit sind wir dann auch schon bei den Charakteren, die wohl so gut wie jedem aus der Nibelungensaga bekannt sein dürften. Allerdings werden sie bei dieser Aufführung so weit überzeichnet, dass das Ganze eher an Manga-, Comic- und Superheldenfilme erinnert, was wiederum nicht das Schlechteste ist, denn zumindest ich wurde dadurch sehr gut unterhalten, im Gegensatz zu meiner Begleitung. Die Entscheidung, das Stück eher in ein Umfeld zu packen, dass ein jüngeres Publikum anspricht, welches allerdings eher selten ins Theater zu gehen pflegt, schreckt dann wohl auch eher den ein oder anderen Besitzer einer Theater-Jahreskarte ab. Auch bei unserer Aufführung verließen vier ältere Zuschauer das Publikum und etliche andere hielten den Schlussapplaus nicht durch.
Bis zur Pause wurde dann die Geschichte von Siegfrieds Ankunft in Worms bis hin zu seinem Tode erzählt. Diesen Abschnitt empfand ich als äußerst genial. Sogar die minutenlange Schreiszene, bzw. bejubelte Rückkehr Gunthers nach Worms war sehens und hörenswert.
Danach kam die Pause und mit ihr die Vorbereitung auf das Ende. Siegfrieds Beerdigung wurde noch in dem Stil, der das bisherige Stück beherrschte, fortgesetzt, doch der nachfolgende Geschichtssprung samt der Racheaktion Kriemhilds, die zusammen mit Etzel ein laut schreiendes Spektakel inszenierten, dass schließlich in minutenlanger rhythmischer Musik endet, zu der sich die Schauspieler beklatschen ließen. Das Hauptproblem bei dieser Form des Endes besteht wohl in der Lautstärke. Man musste sich zwischen Klatschen und Ohren-zuhalten entscheiden, was wohl bei vielem zu letzterem führte, da das Klatschen auf der Bühne eh nicht gehört werden konnte. Auch die versuchte Aufmunterung die Bremer Zuseher zum mitmachen zu animieren endete relativ kläglich. Nur zwei Fans stürmten die Bühne, was auch daran liegen kann, dass es von den hinteren Reihen keine direkte Verbindung nach vorne gibt. Schade, dass die Schauspieler so selbst um den verdienten Applaus gebracht wurden, denn sehens- und erlebenswert ist dieses Stück auf alle Fälle.
Ich würde mich freuen, wenn ich es mir noch einmal ansehen kann. So muss Theater sein, dass Stücke aus vergangenen Jahrhunderten in die Neuzeit bringt!