Donnerstag, 30. August 2012
Rezension zu Das Haus in der Löwengasse von Petra Schier
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Verlag: Rowohlt
Autorin: Petra Schier
Facebook: Petra Schier
Inhalt:
Pauline Schmitz ist als Waise bei ihrem Onkel aufgewachsen, der dafür sorgte, dass sie eine umfassende Bildung erhielt.Allerdings gelang es ihm nicht, für eine ausreichend große Mitgift zu sorgen, da nach seinem Ableben ein anderer Verwandter das Geld einstrich. Sie selbst bekommt dank ihrer Kenntnisse eine Anstellung als Gouvernante in Bonn. Alles scheint zu stimmen, bis der Hausherr ihr hinterher steigt und sie schließlich von dessen Frau erwischt werden. Ehrlos und ohne Zeugnis macht sie sich auf nach Köln und ihr Leben steht an einem Scheideweg. Sie hat jedoch Glück und kommt bei einem Kaufmann als Magd unter, bei dem sie wenig später dem unnahbaren Textilfabrikanten Reuther über den Weg läuft. Dieser nimmt sie als Gouvernante für seine zwei Kinder, die ohne Mutter einiges an Erziehung missen lassen, ins Haus. Allerdings nimmt sie ihm das Versprechen ab, dass sie nichts von ihm zu befürchten haben. Froh über diese Chance stürzt sie sich in ihre Arbeit und beginnt Kinder und langsam aber sicher auch deren Vater zu erziehen.
Cover:
Ein sehr gelungenes Cover zeigt uns das Tor zum Haus in der Löwengasse. Das nebelige Wetter sorgt für eine geheimnisvolle Stimmung, die durch das dämmrige Licht unterstützt wird.
Auf der Rückseite und dem Buchrücken wird dieses Bild leider nur noch gespiegelt und nicht weitergeführt.
Wäre das Buch ein Hardcover, so hätte man durch strukturelles Hervorheben des Gitters noch für einen schönen zusätzlichen Effekt sorgen können.
Dank fehlender Personen in zeitgenössischer Kleidung kann man das Buch kaum als Historienroman einordnen, bzw. als Liebesroman, der im 19. Jahrhundert spielt, aber dafür wird die Positionierung in der Buchhandlung wohl sorgen.
Setting:
Der Roman spielt im Jahr 1823. Dies wird explizit im Buch leider nicht erwähnt, doch Petra Schier ist so nett, dies auf ihrer Webseite zu schreiben. Warum der Verlag die genaue zeitliche Einordnung scheut, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. In ihren bisherigen Romanen, die in weiter zurückliegenden Jahrhunderten angesiedelt sind, ist es Petra Schier schon gelungen auf beeindruckende Weise die Orte und Personen im Kopf des Lesers zum Leben zu erwecken. Genau dies ist diesmal auch wieder der Fall. Man meint auf den Straßen Kölns zu wandeln, Teil des Haushalts zu sein und mitzukriegen, wie schwer die Arbeit für alle Angestellten ist. Man kommt beim Silberputzen fast selbst ins Schwitzen, fühlt mit, wenn Holzscheite mehrere Stockwerke nach oben getragen werden, und meint sich selbst inmitten überfüllter Straßen während des Karnevalsumzuges zu befinden, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Charaktere.
Ebenfalls gelungen sind die Charaktere und ihre Zusammenstellung. Von den jüngsten Kindern bis hin zur mitfühlenden Großmutter, von der besten Freundin bis zum "Bösewicht" kann man ihr Verhalten nachvollziehen und mit ihnen leben, leiden und lieben.
Eine Anspielung auf eine andere Romanreihe von Petra Schier findet mit dem Apotheker Burka ebenfalls ihren Platz.
Geschichte:
Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich hatte wirklich Mühe, das Buch aus der Hand zu legen. Sie ist sehr intelligent aufgebaut und sorgt immer wieder für Überraschungen. Auch handelt es sich zum Glück nicht um eine 08/15 Liebesgeschichte, wie es in dem Genre ja durchaus vorkommen mag, sondern bietet weitaus mehr. Petra Schier gelingt es, die Liebesgeschichte so schön in das historische Setting einzubauen, dass ein Gleichgewicht zwischen emotionalen Elementen und dem normalen Tagesablauf mit Festen, Veranstaltungen, Unterricht und Haushaltskram entsteht. Hinzu kommen Julius Reuthers Probleme mit seiner Firma, die für einiges an Spannung sorgen.
Ich habe mich besonders über die Beschreibung des Rosenmontag und die Festtagssitzung gefreut, die dann doch etwas anders abliefen, als heutzutage.
Fazit:
Wie Petra Schier ja auch schon nahelegt, ist das Buch nicht nur für die weibliche Leserschaft, sondern ohne Einschränkung auch für männliche Leser geeignet. Das Buch schafft die Balance zwischen historischer Handlung und mit Überraschungen gespickter Liebesgeschichte, die eine perfekte Einheit bilden, die für 350 Seiten Lesespaß sorgt. Das Buch fesselt und es fällt schwer, eine Pause beim Lesen einzulegen.
Alle, die schon ein Buch von der Autorin gelesen haben, sollten auf jeden Fall zugreifen. Für alle Neu-Fans ist es die ideale Gelegenheit Petra Schier für sich zu entdecken, da der Roman für sich alleine steht.
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