Sonntag, 30. Juni 2013

Die große Weltentaucher-Schatzsuche Tag 3


Es ist soweit, die Weltentaucher-Schatzsuche führt diesmal auf meinen Blog und hat wieder einen Buchstaben versteckt. Viel Spaß beim Lesen und Suchen.

Die Regeln der Schatzsuche und die Blogliste findet ihr in meinem Ankündigungspost und auf Hilke-Gesa Bußmanns Blog.

"Wir müssen ihm helfen"

 Seufzend ließ Jolanda sich auf einen der vielen Stühle im Gemeinschaftsraum fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Das grelle Neonlicht von der Decke blendete sie. Sie hasste es, hatte schon immer gefunden, dass es nicht in den Raum passte und nur störte. Die dunklen Steine an den Wänden und auf dem Boden verliehen dem runden Raum eher einen mittelalterlichen Flair. Sie waren unregelmäßig, standen an einigen Stellen hervor oder waren zum großen Teil zerschlagen und nicht ersetzt worden. In dem grellen Licht wirkte das Schwarz unnatürlich und verlieh dem Raum eine undurchdringliche Kühle. Oft hatte sie ihre Großmutter bereits darum gebeten, die großen Fackeln an den Wänden wieder zu verwenden, um etwas Gemütlichkeit in den Gemeinschaftsraum zu zaubern, doch die Alte hatte nur kopfschüttelnd abgelehnt. Gänsehaut krabbelte Jolandas Oberarme allein bei dem Gedanken an den Raum hinauf. Sie versuchte das Gefühl zu unterdrücken und sich auf ihre Gedanken zu konzentrieren. Auf das Wichtige. Immerhin war sie nicht umsonst hierher gekommen, sondern hatte sich mit Pietro verabredet, um mit ihm zu reden. Über Acadius, über ihren Alchemisten und Weltentaucher. Ihren Schützling, den sie seit einigen Tagen bei sich im Geheimbund aufgenommen hatten. Und über ihre Aufgabe. Über alles.
Das Knarren der Tür kündigte Pietros Kommen an. Jolanda blickte auf, strich sich die Haare zurecht und stand auf. Pietro kam mit schnellen Schritten zu ihr.
»Jolanda, kannst du mir erklären, wieso ich von Gustavo einen Zettel bekomme, auf dem steht, du möchtest mich um Mitternacht im Gemeinschaftsraum treffen?« Pietros Stimme klang zornig. Er zog die Augenbrauen nach oben, sodass auf seiner Stirn kleine Falten zu sehen waren.
»Ich ...« Jolanda suchte nach den richtigen Worten. Sie hatte das Bedürfnis, sich wieder hinzusetzen, versuchte aber dem Drang zu widerstehen. Stattdessen zwang sie sich, Pietros dunklen Augen standzuhalten.
»Ich möchte dich um etwas bitten, Pietro!« Endlich war es raus. Die Worte, die sie sich seit dem Abendessen auf der Zunge zurecht gelegt hatten, waren ausgesprochen. Jo-landa wartete, beobachtete jede Veränderung in Pietros Gesicht.
»Und das konnte nicht bis Morgen warten?« Pietro verschränkte die Arme vor der Brust, blickte sie schräg an. »Es hat etwas mit ihm zu tun, oder? Mit unserem jungen Alchemistenfreund, den du so klasse findest.«


»Ich ...« Alle Worte, die sich Jolanda zurecht gelegt hatten, waren verflogen. Sie riss sich zusammen: »Ja, es geht um Acadius. Ich verstehe nicht, wieso du ihm gegenüber so negativ bist, Pietro! Er könnte unsere Chance sein! Wir könnten endlich unsere Aufgabe erfüllen und zurück nach Atlantica reisen, Pietro! Oder wir holen gleich alle Alchemisten hierher! Es ist nur...«
»Es ist was?«
»Ich soll Acadius alleine helfen, aber ich glaube, ich schaffe es nicht. Wir müssen uns auf die Suche nach dieser Pflanze begeben und ... Du weißt, dass die Jäger uns bereits seit dem ersten Tag seiner Ankunft verfolgen? Sie lauern Acadius auf ... Sie sprechen ihn an. Sie suchen nach ihm! Ich weiß nicht, ob ich dieser Gefahr alleine gewachsen bin.«
Jolanda senkte den Blick. Sie wollte Pietros Gesichtsausdruck nicht sehen. Die Scham nicht verspüren, gerade ihn um Hilfe gebeten zu haben. Sie blickte sich auf die Füße und wartete.
»Du glaubst ernsthaft, dass ich dir helfe?«
Jolanda nickte, ohne ihn anzublicken. Das hatte sie tatsächlich gehofft. Auch wenn sie innerlich wusste, dass Pietro das Leben im Geheimbund nicht gefiel, so hatte sie gehofft, er würde zumindest ihr helfen wollen.
»Ja.«
Pietro seufzte: »Du weißt, das mich dieser Alchemist nicht interessiert. Ich will das nicht, Jolanda. Ich möchte nicht immer daran denken, woher meine Vorfahren kamen. Ich bin Italiener, ich lebe im 20. Jahrhundert. Ich möchte nicht irgendeiner Geschichte hinterherhängen, von der ich vielleicht hoffen kann, dass sie wahr ist.«
»Aber Pietro«, protestierte Jolanda, »sie ist doch wahr! Acadius ist der lebende Beweis. Wir haben uns doch mit ihm unterhalten, er IST ein Alchemist. Er kommt aus Atlantica, der Welt, nach der wir uns so sehr sehnen.«
»Nein, Jolanda, nach der du dich sehnst.« Pietro ließ sich auf einen der Stühle fallen, schlug die Beine übereinander. Jolanda setzte sich neben ihn.
»Dann eben der nach der ich mich sehne, verdammt!« Tränen standen in ihren Augen. Sie hatte es leid, diese Diskussion zu führen. »Ich sehne mich danach. Ich möchte herausfinden, aus was für einer Welt meine Eltern stammten, ob du das verstehen willst, oder nicht! Ich möchte Acadius helfen, zurück auf seine Welt zu reisen, weil ich ihn auch einfach verstehen kann! Er wünscht sich nichts Sehnlicheres, fühlt sich hier verloren und du ... Du ...« Sie konnte nicht weitersprechen, vergrub erneut das Gesicht in den Händen und schluchzte.
Pietro schwieg. Lauschte ihrem Schluchzen und ihren weinerlichen Klängen. Mit seiner Hand strich er vorsichtig über ihren Rücken.
»Ich weiß ...«, begann er noch endlosen Minuten, »Ich weiß, dass du anders denkst als ich. Und du weißt, dass ich dir kein Gefallen abschlagen kann. Du bist mir viel zu wichtig, als dass ich dich hier unglücklich weinen sehen möchte. Ich helfe dir, auch wenn mich dieser Alchemist nicht interessiert. Und um das klar auszudrücken: Ich helfe dir, nicht dem Alchemisten. Ich möchte, dass du glücklich wirst! Er ist mir egal.«
Jolanda blickte auf. Hinter dem Vorhand aus Tränen sah sie seine funkelnden Augen.
»Danke, Pietro!« Sie fiel ihm um den Hals und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Leise sprach sie weiter: »Danke, dass du das für mich tust. Ich weiß, du bist nicht son-derlich erfreut darüber, dass ich mich ... Dass Acadius und ich uns so gut verstehen, aber ... Er ist wirklich ein besonderer Mensch. Ich hoffe wirklich, dass ich mit ihm nach Atlantica reisen kann. Wirklich.«
Sie wusste nicht, wie viel Pietro von ihren Worten verstanden hatte, aber es war ihr auch egal. Das Einzige, was zählte: Er wollte ihr helfen. Und sie hatte im Gefühl, dass das ihre Rettung bedeutete.

Ich hoffe, der Buchstabe ist euch ins Auge gesprungen. Schnell notiert und sobald ihr das Lösungswort zusammen habt, hier eintragen.
Einen weiteren Buchstaben könnt ihr heute noch bei Claudia Kociucki einsammeln, morgen geht es dann weiter bei Uwe Hauck.
Ich drücke euch die Daumen bei der Verlosung und wünsche euch noch viel Spaß bei den weiteren Weltentaucher-Schatzsuche-Stops.

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