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Barbaras Rezension
Unser Bild vom „alten Rom“ ist geprägt von Film und Fernsehen. Orgien, verrückte Kaiser und Wagenrennen fallen uns allen wohl als erstes ein, wenn es um dieses Thema geht. Für Historiker und Archäologen hat sich in den letzten Jahren jedoch ein wesentlich ambivalenteres Bild ergeben. Und davon weiß Michael Sommer, Professor für Alte Geschichte in Oldenburg, wunderbar zu erzählen. Inwieweit dies jetzt wirklich das "dunkle" Rom ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Hier ist dem Lektor bei der Titelwahl ein bisschen sehr die Fantasie durchgegangen. Von Sommer selbst kommt hier das Bild des Blicks durchs Schlüsselloch auf das Leben hinter der großen Geschichte.
Begeistert von seiner Online-Vorlesung auf YouTube zu den Punischen Kriegen, habe ich „Dark Rome“ noch vor dem Erscheinen auf meine Wunschliste gepackt. Und ich habe es nicht bereut. Prof. Sommer versteht es die Gegensätze und Entwicklungen dieser Gesellschaft, die uns in vieler Hinsicht so ähnlich und doch so fremd ist, lebendig und in moderner Sprache zu vermitteln. Dabei nutzt er die vorhandenen Schriftquellen mit klarem und kritischem Blick, denn auch antike Texte wurden an ihrer Leserschaft orientiert. Wer wollte es sich schon mit dem Kaiser verderben, indem man den Vorgänger zu sehr lobte?
Es war mir zum Beispiel nie bewusst, dass es damals lange Zeit kein staatliches Druckmittel zur Durchsetzung von Gesetzen gab. Polizei und Staatsanwaltschaft kamen erst später. Gerechtigkeit basierte darauf, dass man den richtigen Anwalt und Ermittler hatte. Überhaupt wurde vieles, wofür wir nach dem Staat rufen, von der Gemeinschaft geregelt. Der Patron empfing seine Klientel im Tabularium und regelte die großen und kleinen Angelegenheiten in diesem öffentlichen Raum inmitten seines Privathauses.
Am Schluss stand für mich wieder einmal die Erkenntnis, dass die Welt der Antike uns näher ist, als wir denken.
„Dark Rome“ ist meine Empfehlung, um ab und zu mal in die Ursprünge unserer Zivilisation abzutauchen. So habe ich es mir gerne zur Arbeitspause mitgenommen und darin geschmökert. Die klare Unterteilung der Themen in einzelne Kapitel lädt geradezu dazu ein.
Gut hörbar ist auch die Lesung von Peter Bieringer, dessen sachlicher Tonfall bestens passt. Ich bevorzuge aber die Druckversion aufgrund des Themas. Zurück zu blättern ist einfacher als zu spulen.
Ich gebe dem Buch vier von fünf Sternen, da mir der Titel zu reißerisch ist. Die Verwechslung der Apostel Paulus und Petrus ist zwar ärgerlich, wird aber hoffentlich bei der nächsten Auflage bereinigt. Meine Wunschliste wird wohl noch um den einen oder anderen Titel von Prof. Sommer ergänzt.
Über den Autor:
Michael Sommer lehrt als Professor für Alte Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Sommer befasst sich intensiv mit Wirtschafts-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte der römischen Kaiserzeit, insbesondere des 3. Jahrhunderts n. Chr., mit Vorderasien in hellenistischer und römischer Zeit, sowie mit verschiedenen antiken Kulturen: den Phöniziern, Griechen, Römern und dem Nahen Osten.
Er ist Herausgeber der Zeitschrift Migration and Identities. A Journal about People and Ideas in Motion (Liverpool University Press).
(Quelle: Amazon.de)
Kurzbeschreibung:
VERSCHWÖRUNG, MORD UND LASTER - ORTSBESICHTIGUNGEN IN DER RÖMISCHEN UNTERWELTWillkommen auf der dunklen Seite der römischen Geschichte! Hier erwartet Sie eine mal schrille, mal bedrohliche und immer wieder verstörend vertraute Lebenswelt. Es ist eine Welt des Drogenkonsums, perfider Mordanschläge, obskurer Kulte, mysteriöser Staatsaffären, brutaler Bandenkämpfe und bizarrer Obsessionen. In dieser Szene finden Sie keine sittenstrengen Senatoren und Matronen, sondern treffen auf skrupellose Politiker, in allen Künsten bewanderte Prostituierte, nervenstarke Geheimagenten, geniale Waffenkonstrukteure und kaltblütige Giftmischerinnen. Willkommen in – Dark Rome !War Mark Aurel drogensüchtig? Angeblich konsumierte der Philosophenkaiser Opium. Hat Archimedes, der geniale Baumeister aus Syrakus, tatsächlich eine Superwaffe konstruiert? Und tagte gar eine Geheimloge in der unterirdischen Basilika, die Archäologen in Roms Unterwelt entdeckt haben?Diese und viele weitere Rätsel erwarten die Leserinnen und Leser von Dark Rome – einer ebenso wilden wie faktenreich und spannend erzählten Sittengeschichte der römischen Welt. So stößt, wer in den Abgründen des römischen Imperiums schürft, gelegentlich auf Bleitäfelchen: Am richtigen Ort vergraben und mit der richtigen Fluchformel versehen, konnte man mit schwarzer Magie versuchen, unliebsame Zeitgenossen in den Orkus zu schicken. Eilige wählten für solche Anlässe lieber ein Pilzgericht wie beispielsweise Agrippina, die Gattin des Kaisers Claudius, die ihren Gemahl mit seiner Lieblingsspeise zu einem Gott machte (böse Zungen behaupten, er habe es im Jenseits nur zu einer Karriere als Kürbis gebracht ...). In den Dunkelzonen des römischen Reiches begegnet man auch Politikern wie den Statthaltern Albinus und Florus in Ägypten, welche die Provinzbevölkerung nach Strich und Faden ausplünderten. Doch die beiden waren Waisenknaben im Vergleich mit dem notorischen Halsabschneider und Proprätor Verres, der Sizilien zu seiner Pfründe machte und dabei über Leichen ging. Was Mord aus politischen Motiven betrifft, so könnten selbst Despoten unserer Tage noch von den alten Römern lernen. Diese setzten bei Bedarf ihre Gegner – wie es etwa Sulla, Octavian und Marcus Antonius taten – einfach auf sogenannte Proskriptionslisten, so dass jeder die Vogelfreien straffrei töten und sich an ihrem Vermögen gütlich tun konnte. Kurzum: Dark Rome erweist sich auf unterschiedlichen Ebenen als Quelle der Erkenntnis, wobei es den Leserinnen und Lesern überlassen bleiben soll, die Kapitel über Geheimschriften, Spione, Falschspieler, dunkle Kulte und die Freuden der Venus aufzublättern...Tödlich seriös - die ganze Wahrheit über das Imperium RomanumVon Kaisern und Kurtisanen, Zauberern und Verschwörern, Drogenhändlern und FalschspielernEin Blick in die Abgründe der römischen Antike
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