Donnerstag, 8. Juli 2021

Rezension: Darmstädter Nachtgesänge von Ella Theiss

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Verlag Edition OberkasselElla Theiss

veröffentlicht am: 13. Mai 2021
Taschenbuch: 400 Seiten
ISBN-10: 3958132324
ISBN-13: 978-3958132320
ASIN: B091TGDM74
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In dem historischen Roman, der im Darmstadt des Jahres 1834 zur Biedermeierzeit spielt, geht es um einen authentischen Kriminalfall und um Georg Büchner und dessen in Darmstadt lebende Familie. 
Mittelpunkt des Geschehens ist Anna, die nicht nur Hausmädchen bei Familie Büchner ist, sondern den mutmaßlichen Förstermörder aus Kindheitstagen kennt. Eine weitere wichtige Rolle spielt Oscar Weiß, der es als Journalist in der politisch angespannten Zeit nicht wirklich einfach hat. Ella Theiss gelingt es, die historischen Fakten mit Leben zu füllen und mich als Leser in die damalige Zeit zu versetzen und in mir die Erkenntnis zu wecken, dass ich mit der heutigen Einstellung damals sicher nicht glücklich geworden wäre.

Mit Georg Büchner sollten die meisten schon in Kontakt gekommen sein und auch seine kleine Schwester Luise ist vielleicht nicht ganz unbekannt. In diesem Buch kann man sie nun in ihrem heimischen Umfeld erleben, wobei Georg schon in Gießen studiert und sich in revolutionären Kreisen herumtreibt und sich zum schwarzen Schaf der Familie entwickelt.  Es ist spannend, die damaligen Ereignisse hautnah miterleben zu können, ohne in einem trockenen Geschichtsbuch schmökern zu müssen. Ihr Hausmädchen Anna wir dabei in so ziemlich alles reingezogen und ist Bindeglied der Handlungsfäden. Man bekommt hautnah mit, wie schwierig es für das normale Volk ist, in dieser Zeit ein Auskommen zu sichern und wie wenig der Frau eine Rolle in der Gesellschaft zugestanden wird.

Nicht zu vergessen ist dann noch der Mord an einem Förster und der Holzdieb Jacob Trumpfheller, der zu Unrecht beschuldigt und festgenommen wird und somit seine eigene Familie ins Unglück stürzt.

Wie man sieht, kommt einiges zusammen auf den fast 400 Seiten, wobei ich mit meiner Beschreibung nur an der Oberfläche gekratzt habe. Darmstädter Nachtgesänge ist ein hervorragender historischer Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Ich habe einiges mehr über die Biedermeierzeit erfahren, als sich noch in meinem Gedächtnis festgesetzt hatte und reichlich Anregungen bekommen, um mich weiter mit der Büchner-Familie zu beschäftigen. So dürfte es auch anderen Lesern der Geschichte gehen. Ein Buch, das Darmstädter Geschichte lebendig werden lässt, eine Empfehlung für alle historisch Interessierten und Leser, die gerne mehr über damalige „Ermittlungsmethoden“, „moderne“ Gefängnisse, Blaustrümpfe, die titelgebenden Nachtgesänge und das Leben voller Höhen und Tiefen in der Biedermeierzeit erfahren wollen.




Buchvorstellung:

Über die Autorin:

Ella Theiss lebt und arbeitet in der Nähe von Darmstadt. Sie hat Germanistik und Sozialwissenschaften studiert und nach ihrem Volontariat bei der Frankfurter Rundschau mehrere Jahre als leitende Redakteurin für die EKD gearbeitet. Seit der Geburt ihrer Töchter ist sie freie Journalistin, verfasst unter ihrem bürgerlichen Namen Elke Achtner-Theiß Artikel und Sachbücher zu Ernährungs- und Ökologiethemen. Seit 2006 schreibt sie auch Romane und Erzählungen. Mit ihrem historischen Krimi "Die Spucke des Teufels" belegte sie Platz 2 zum Gerhard-Beier-Preis 2010. Für ihre Erzählungen erhielt sie den 2. Freiburger Krimipreis 2013, den QuoVadis-Kurzgeschichtenpreis 2013, wurde sie 2017 für den Friedrich Glauser Preis nominiert

(Quelle: Amazon.de)


Kurzbeschreibung:
Großherzogtum Hessen-Darmstadt, Vormärz (1834–1836)

Ein gräflicher Förster liegt erschlagen im Wald, und Jacob Trumpfheller, der ewige Holzräuber und Wilderer, wird als Mörder ins Kittchen gesteckt. Die Hinrichtung scheint ihm gewiss. Aber er war's nicht, glaubt Anna, Hausmädchen bei den Büchners in Darmstadt. Ihr Cousin Rodrich muss es gewesen sein, dem sie mit Rücksicht auf ihre Familie ein falsches Alibi gegeben hat.

Was jetzt? Jacob muss geholfen werden. Anna wendet sich an Oscar Weiß, den komischen Kauz von nebenan, der der Büchner-Tochter Mathilde schöne Augen macht. Außerdem ist er Journalist bei der Großherzoglichen Zeitung und könnte etwas bewegen. Dumm nur, dass der Mann als Spitzel auf den ältesten Sohn der Büchners, den ebenso freundlichen wie gescheiten Studenten Georg angesetzt ist. Denn Georg schreibt Sachen, die vor aller Welt versteckt werden müssen, besonders dieses Flugblatt mit der Überschrift "Friede den Hütten, Krieg den Palästen". Fort damit! Zumal einem armen Teufel wie Jacob Trumpfheller und einem mittellosen Hausmädchen wie Anna mit all den Sprüchen nicht zu helfen ist. Oder doch?

Ein tragikomischer Biedermeier-Roman rund um einen authentischen Kriminalfall.

Weitere Bücher der Autorin bei Amazon.de.

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