Mittwoch, 28. März 2012

Rezension: Replay von Benjamin Stein



Inhalt:
Als Ed Rosen in der Morgendämmerung erwacht und mit den Zehen wackelt, steht eines fest: der Huf, der am Fußende aus seinem Bett ragt, ist auf keinen Fall seiner. Aber da. Wie soll er sich das erklären? Rosen, ein Software-Experte, war Mitentwickler und erster Träger des UniCom, eines Kommunikationsmittels, das als Implantat weit mehr kann als ein Smartphone – es protokolliert die Sinneswahrnehmungen seines Besitzers und macht das, was wir Realität nennen, in „Replays“ unendlich wiederhol- und veränderbar: vor allem eine erotische Verlockung. Und es macht den Träger total kontrollierbar. Rosens Chef Matana und seine Firma treten einen weltweiten Siegeszug mit diesem Gerät an und nur ein paar ewiggestrige Störenfriede mahnen. Bis sich unerwartet Widerstand gegen das digitale Arkadien regt, der vielleicht auch den Huf erklärt?
In Benjamin Steins neuem, glänzend geschriebenen und spannenden Roman geht es um Körper und Kontrolle, Erotik, Macht und Geheimnis und die Tyrannei totaler Transparenz.

Rezension:
Benjamin Steins neuer Roman Replay beschäftigt sich mit der möglichen Zukunft sozialer Netzwerke und wie sie dank zukünftiger Technikmöglichkeiten unser aller Leben und Denken beeinflussen kann. Früher hätte man ihn wohl als Science Fiction Geschichte eingestuft, doch da er so nah an unserem jetzigen Leben ist, hat C.H. Beck die 171 Seiten lange Erzählung als Roman veröffentlicht.
Es geht um einen Mann, der einen körperlichen Makel mit modernster Technik ausgleicht und damit für den Rest der Menschheit die Möglichkeit eröffnet, ebenfalls die Technik zu nutzen, um all das, was sie erleben, aufzeichen- und wiederholbar zu machen. Diese Möglichkeit ist so verlockend, dass schließlich fast jeder daran teilhaben wird und die Firma, welche die Geräte herstellt, damit zu einer der mächtigsten Faktoren der Welt wird. Sie kann im Endeffekt mit den Daten machen, was sie will, und nur vereinzelt gibt es noch Menschen, die sich ihr zu entziehen versuchen.
Erzähl wird das Ganze nun durch Ed Rosens Augen. In  kurzen Situationen, die auch gerne erotischen Inhalt haben dürfen, wird der Leser immer mehr in das Wirrwahr aus Wahrheit und Lüge, Gegenwart und Vergangenheit und Erlebtes und Gedachtes entführt.
Wenn sich der Leser darauf einlässt, wird er mit einer logischen Auflösung belohnt und hat gleichzeitig den Anreiz den Roman noch ein zweites oder drittes Mal zu lesen.
Empfehlenswert, wenn auch nicht einfach zu lesen.

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