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Freitag, 3. März 2023

Rezension: Das einsame Haus am grünen See von Ingrid Pointecker (Hrsg.)


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Verlag ohneohrenIngrid Pointecker

veröffentlicht am: 20. Januar 2020
Taschenbuch: 250 Seiten
ISBN-10: 3903006777
ISBN-13: 978-3903006775
ASIN: B07LGFMVM5
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Einsamer geht es kaum

Eigentlich möchte man meinen, dass es nichts idyllischeres gibt, als ein einsames Haus am grünen See. Die Autoren in dieser Anthologie schaffen es jedoch diese erst einmal positive Situation in düstere Endzeit- und Einsamkeitsszenarien zu verwandeln. Einsamkeit wird bedrückend, ist Strafe und der Zustand vor dem unausweichlichen Ende.

Die einzelnen Erzählungen haben mal mehr, mal weniger mit dem Titel der Anthologie zu tun. Auch wenn mehrmals das gleiche Ausgangssetting gewählt wurde, unterscheiden sich diese überraschend stark.  Abwechslung ist also garantiert, der Humor kommt etwas zu kurz und es geht um wichtige Themen, die einen letztendlich beschäftigen. 

Mir hat die Anthologie sehr gut gefallen. Sie ist nicht so leicht zu verdauen, wie ich es erwartet habe. Sie ist durchgehend bewegend, bietet interessante Charaktere, spannende Settings und überraschende Handlungen. Ich war überrascht, wie weit die Autoren vom Titel abweichen durften. Das zusammenhaltende Thema ist die Einsamkeit in futuristischem Setting. Eine Anthologie für alle, die Science Fiction Stories lieben, sich auch schon Gedanken über die Einsamkeit gemacht haben und sich nicht von den depressiven Weiten des Weltalls abschrecken lassen.


Meine Gedanken zu den einzelnen Geschichten:

Opazität des Seins von Anna-Katharina Höpflinger (Amazon)

Zum Tode verurteilt in einem Raumschiff ausgesetzt, dessen Luftvorrat in neun Tagen versiegen wird. Ein Planet taucht auf, ein See wartet. Rettung oder doch Erfüllung der Strafe. – Eine packende Geschichte, in der ein See der verurteilten Heldin neue Hoffnung gibt. Eine hervorragende Ausgangssituation mit überraschendem Verlauf, klasse.

Zaziyah musste von drei Welten fliehen und hofft nun, Ruhe auf einem Planeten zu finden, der bis auf ein Haus an einem See unberührt zu sein scheint. – Eine tolle Geschichte, die gerne fortgesetzt werden darf. 

Die Prosthanasie von A. F. Daring

4820 Leben geschaffen, eines genommen. Ein „Zuchtbulle“ hat die Aufgabe die unfruchtbare menschliche Rasse zu retten, bis er irgendwann nicht mehr will. Er wird verbannt und sieht nur eine Lösung, auf die er gezielt hinarbeitet. – Eine Geschichte, bei der sich bei mir alles zusammenzieht, die also ihren Zweck erfüllt. Schön grauslig gruselig.

Tag #235 von Marie Grunenberg

Meuterei auf einem Raumschiff, weil die Kapitänin einer Rasse angehört, die als Sündenbock herhalten muss. – Klasse Geschichtsaufbau von der Frau alleine im Raumschiff bis hin zu den Geschehnissen an Bord und in den Weiten des Weltalls. Eine traurigschöne Geschichte.

Raumhabitatgrün von Hanna Schroeder

Kelse flieht in ein Raumhabitat, das sonst niemand bekannt zu sein scheint. Ein Haus am See wartet auf sie und sie genießt die Zeit, bis ein anderer Planet sie ruft. – Eine Geschichte mit einer Idylle, die nur ein kleines bisschen gestört wird. Es gibt Ziegen, geräucherte Fische und einem Hauptcharakter, dem man ein ruhiges weiteres Leben wünscht.

Die Frau im Mond von Jacqueline Mayerhofer (Web FB Twitter Insta Amazon)

In einer getarnten Kapsel, die um einen Planeten kreist, sitzt Maira Redborn. Sie wurde verurteilt, weil sie sich gegen das System gewehrt hat und anstatt sie zu töten lässt man sie einsam vor sich hin kreisen. Sie flieht sich in eine Fantasywelt, auf der es auf dem Planeten ein Ruhegebiet mit See gibt. – Was für eine harte Bestrafung, die viele in den Wahnsinn getrieben hätte. Eine tolle Geschichte, auch wenn der Mond wohl nie wieder den Planeten umkreisen wird.

Bao ist tot von Angela Stoll (Web Insta Amazon)

Ein Gefangener, der den Präsidenten erschossen hat, sitzt in einer Raumkapsel seine Strafe ab. – Auch wenn Haus und See fehlen, ist dies eine erstklassige Verwirrgeschichte. Zeitreise, Verhinderung von Kriegen und das Retten der Menschheit führen zu einer Lösung, mit der wohl niemand rechnen kann, klasse.


Maria ist ein künstlicher Mensch oder ähnliches. Sie wurde von Jeff gerettet und seitdem versteckt er sich mit ihr vor dem Rest der Welt. Doch ihre ganz besondere Beziehung scheint keine Zukunft zu haben. – Eine bedrückende Geschichte über die Liebe und die Probleme, die sich daraus ergeben. Etwas fürs Herz.

Maggie Blue von June Is (Twitter Insta Amazon)

Ein Mann will seine tote Frau als Hologramm auferstehen lassen und stiehlt dafür ihre DNS, ein Verbrechen, das ihn zur Flucht zwingt. Er sieht nur eine Lösung, sich auf die Suche nach dem Schöpfer zu machen, um Maggie wieder lebendig in die Arme schließen zu können. – Wozu die Liebe so führt, ein emotionales Abenteuer, an dessen Ende die Hoffnung steht? Etwas zum Mitfühlen und -leiden.

Mit Angst in den Augen von Christina Wermescher (FB Insta Amazon)

Ein Haus am See, ein verurteilter Mörder auf einer verseuchten Erde. Seit Jahren kein Mensch in seiner Nähe und die Einsamkeit droht ihn zu erdrücken, bis eines Tages jemand auf ihn wartet. – Tolle Stimmung, unfaire Verurteilung und ein Ravioli-Finale, was will man mehr.

Der Schnee war das Tote von Robert von Cube (Twitter Amazon)

Eine Gefängniskolonie ist seit Jahren von der Umwelt abgeschnitten, der vorletzte Überlebende stirbt an Altersschwäche und die letzte Überlebende macht sich auf die Suche nach Nahrung. Tatsächlich stößt sie auf Spuren, die vielleicht die Rettung bedeuten. – Viel Endzeitlicher geht es nicht. Klasse Setting, bedrückende Situation und ein kleiner Funken Hoffnung, der besser nicht verlischt.

Zwei Fenster, eine Tür von Nele Sickel (Web FB Insta Amazon)

Gefangen auf dem Pluto, nur ein Verrat von der Freiheit entfernt und die Möglichkeit in der alten Wohnung vorbeizuschauen, auch wenn man dort nichts verändern kann. – Tolles Setting, interessante Namensgebung und eine Bestrafungsfolter der besonderen Art.

Der Rebell, der Frieden fand von Tobias Wandel

Verbannt auf Poena-2 denkt Max darüber nach, wie er in diese Situation gekommen ist und wer ihn verraten hat. – Ein Verrat mit Ansage, ein Rebell, der meint, dass Liebe über allem steht und eine einsame Strafe. Tolle Zutaten, auch wenn man sehr schnell weiß, wohin der Weg geht.

Aurora Devius von Pilfering Bard

Einsam in der Wildnis kann einem der Geist einige Dinge vorgaukeln. Man sollte nur nicht Freund und Feind verwechseln. – Wir erleben wie Nkechis Geist sich immer mehr verwirrt und sie in einen Strudel gerät, dem sie selbst nicht mehr entkommen kann. Ein toller Blick auf die Einsamkeit und ihre Folgen.

Marguerite von Hannah Wölfl (Amazon)

Eine Forschungsstation weitab jeder Flugroute, ehemals fünf Forscher und anderthalb vergangene Jahre, die alles verändern. - Die einzige Geschichte mit voranstehender Inhaltswarnung. Eine ausweglose Situation und ein Notfallplan, zu dem man sich überwinden muss. Deprimierend schön.





Buchvorstellung:

Über die Herausgeberin:

Ingrid Pointecker, geboren 1986, schreibt seit ihrem 10. Lebensjahr. Die ursprünglich aus Oberösterreich stammende Autorin lebt, studiert und schreibt in ihrer Wahlheimat Wien. Die große Liebe zum Fantastischen begleitet sie bereits seit Jahren.

(Quelle: Amazon.de)



Kurzbeschreibung:
Allein. Einsam. Verlassen. Vermisst? Sie kreisen in Raumkapseln, wohnen in Hütten und erkunden fremde Welten. Es gibt viele Gründe, warum Menschen ins Exil geschickt werden oder sich freiwillig in die Einsamkeit begeben. Manche sind Opfer intergalaktischer Politik. Andere werden von ihren persönlichen Dämonen verfolgt. Künstliche Intelligenzen, wilde Tiere und das Mobiliar leisten Gesellschaft, sonst gibt es nur die Weiten des Weltraums. Und den grünen See, in dem sich die eigenen Ängste und Hoffnungen spiegeln.

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