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Sonntag, 11. Juli 2021

Hörbuchrezension: Das Buch des Totengräbers: Ein Fall für Leopold von Herzfeldt von Oliver Pötzsch


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Verlag Ullstein
Hörbuch Hamburg
Oliver Pötzsch

veröffentlicht am: 31. Mai 2021
Taschenbuch:  448 Seiten
ISBN-10: 3864931665
ISBN-13: 978-3864931666
ASIN: B08NWCX71J
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Was für ein toller historischer Kriminalroman. Eine hervorragende Chemie zwischen den Charakteren, ein greifbares Bild Wiens im Jahre 1893, neue Ermittlungsmethoden und ein Fall, der große Kreise zieht. Hervorragende Zutaten, die von Oliver Pötzsch perfekt zusammengefügt werden.

Es geht um Inspektor Leopold von Herzfeldt, der gerade von Graz nach Wien versetzt wurde, um die Nützlichkeit der neuen Tatortanalysetechniken und Fotografien zu beweisen, auch wenn seine neuen Kollegen lieber in alten Bahnen denken und ermitteln. Schon am Abend vor seinem offiziellen Arbeitsbeginn gerät er an einen Tatort im Wiener Prater. Eine junge Frau wurde ermordet und auf besondere Art und Weise gepfählt. Seine Ermittlungen führen ihn zum Zentralfriedhof und zum Totengräber Augustin Rothmayer, ein sehr eigenbrötlerischer Charakter, der gerade am Almanach für Totengräber schreibt und sich als wertvolle Quelle bei den Ermittlungen erweist. Weitere Unterstützung erhält Leopold durch die Telefonistin Julia Wolf, die er im Sicherheitsbüro kennenlernt und die ihm eine andere Seite der Stadt zeigen kann.

Ein Trio, bei dem die Chemie stimmt, trotz oder gerade wegen ihrer Unterschiedlichkeit. Ergänzt werden sie von reichlich anderen interessanten Charakteren, die in der Hörbuchfassung gelesen von Hans Jürgen Stockerl sehr gut im wienerischen Dialekt vorgelesen werden. Dieses ist hervorragend zu verstehen und die paar Worte, die der dem wienerischen nicht mächtige Zuhörer nicht verstehen mag, die einem entgehen können, sind zu verschmerzen. Zum Glück habe ich österreichische Wurzeln und somit keine Verständnisschwierigkeiten gehabt. Es gelingt Hans Jürgen Stockerl also perfekt die Stimmung des Buches zu vermitteln und die Charaktere mit schön unterschiedlichen Vorlesestilen auszustatten. Nicht unerwähnt sollte dabei sein, dass Leopold perfektes Hochdeutsch spricht und einem somit nicht zu viel Dialekt droht. Zugute kommt der Handlung auch die gehörige Portion Humor, der die Geschehnisse auflockert.

Einem weiteren Problem, dem sich Leopold stellen muss ist der Antisemitismus, der ihm vor allem durch seinen neuen Vorgesetzten entgegenschlägt. Auch wenn seine Familie seit zwei Generationen zum Christentum konvertiert ist, scheint wohl schon sein Name und seine Vorfahren auszureichen, um sich Anfeindungen einzufangen. Ein Phänomen, das in die Zeit passt und das wir wohl immer noch nicht hinter uns gelassen haben.

Und es steckt noch so viel mehr in den 448 Seiten, Nachfahren des Walzerkönigs, die gehobene Gesellschaft Wiens und ihre besonderen Bälle, Tango Argentino und ein Täter, der zu viel Horrorliteratur gelesen zu haben scheint.

Ich kann nur empfehlen, das Buch selbst zu lesen oder es sich vorzulesen lassen. Das Hörbuch ist hervorragend und man kann Hans Jürgen Stockerl sehr angenehm dabei zuhören, wie er die Handlung mit Leben füllt. Ein Buch für Leser, die historische Krimis lieben, besondere Ermittlerteams zu schätzen wissen und sich gerne mit den Verhältnissen einer Großstadt zur Jahrtausendwende auseinandersetzen wollen. Ich bin gespannt, wie die Serie sich weiterentwickeln wird und freue mich auf den nächsten Teil.





Buchvorstellung:

Über den Autor:

© Frank Bauer / www.frankbauer.com
Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der "Henkerstochter"-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

(Quelle: Ullstein)







Kurzbeschreibung:
Wenn in Wien der Tod umgeht, gibt es nur einen, der ihm alle Geheimnisse entlocken kann 

1893: Augustin Rothmayer ist Totengräber auf dem berühmten Wiener Zentralfriedhof. Ein schrulliger, jedoch hochgebildeter Kauz, der den ersten Almanach für Totengräber schreibt. Seine Ruhe wird jäh gestört, als er Besuch vom jungen Inspektor Leopold von Herzfeldt bekommt. Herzfeldt braucht einen Todes-Experten: Mehrere Dienstmädchen wurden ermordet – jede von ihnen brutal gepfählt. Der Totengräber hat schon Leichen in jeder Form gesehen, kennt alle Todesursachen und Verwesungsstufen. Er weiß, dass das Pfählen eine uralte Methode ist, um Untote unter der Erde zu halten. Geht in Wien ein abergläubischer Serientäter um? Der Inspektor und der Totengräber beginnen gemeinsam zu ermitteln und müssen feststellen, dass sich hinter den Pforten dieser glamourösen Weltstadt tiefe Abgründe auftun …

Wien zur Jahrhundertwende – Bestsellerautor Oliver Pötzsch entführt uns mit diesem spektakulären Mordfall in die dunkelsten Ecken der Stadt
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