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Samstag, 12. April 2014

Rainald Grebe & das Orchester der Versöhnung - Berliner Republik


Ich ziehe meinen virtuellen Hut vor einem großartigen Künstler, der am 10.4. das Publikum des Bremer Musicaltheater dreieinhalb Stunden in seinen Bann gezogen hat.


Rainald Grebe sollte hoffentlich jedem ein Begriff sein, zumindest durch seinen "Welthit", wie er selbst zu betonen weiß, Brandenburg. Ich kannte ihn bisher auch nur aus dem viereckigen Kasten und war umso erfreuter die Chance zu erhalten, ihn endlich einmal live und über die Länge eines Konzertes zu erleben.

Pünktlich zum ersten Gong machten wir uns auf den Weg Richtung zweiter Reihe und wurden schon von einem Video begrüßt, das uns Rainalds sehr eigene Vorbereitungen auf den Abend präsentiert. Es sei nur so viel gesagt: Er lässt es sich durchaus gut gehen in der Garderobe und die Frauen stehen Schlange davor.
Der Saal füllte sich bis auf vereinzelte freie Plätze. Schließlich ging das Licht aus und die Band, bestehend aus Keyboard, Schlagzeug, Gitarre, Bass, DJ/Percussion, und vier in gleiche Perücke und Kleid gewandete Bläserinnen betraten die Bühne. Es konnte losgehen.


Nach den ersten Takten war es Zeit für Rainald Grebe zu übernehmen. Mit seinem berühmten Indianer-Kopfschmuck und Engelsflügeln legte er los und riss uns mit. Schon nach dem ersten Lied erfolgte ein Hinweis auf den Merchandise-Tisch im Foyer. Dabei ging es aber weniger um die CDs, sondern um eine Unterschriftenliste gegen das Großhandelsabkommen mit den USA. Ein weiterer musikalischer Block folgte, unterbrochen durch die Präsentation einer Beifallsmaschine, die Grebe auch mal zwischendurch zur Hebung seines Selbstvertrauens nutzt, wie er offen zugab. Weiter lud er sein Publikum ein etwas zu nutzen, was mir auch nicht bewusst war: Auf der Bühne herrscht kein Rauchverbot. Daher hatte er eine kleine Raucherecke einrichten lassen, die im Laufe des Abends auch von dem einen oder anderen genutzt wurde. So blieben wir also nicht von dem inzwischen bei Konzerten niemals vermissten Zigarettenrauch verschont, da auch die Band reichlich Zeit zum Rauchen und bereitgestellte Aschenbecher-Nutzung hatte.


Viele der Lieder finden sich auf der Live-Doppel-CD Berliner Republik, die ich wirklich gelungen finde. Die Live-Stimmung kommt super rüber und man fühlt sich direkt wieder ins Konzert versetzt.
Mit Lichtenstein, Kokon und dem äußerst anstrengenden Ausflug des Bassisten auf ein Laufband ging es schließlich in die zwanzig minütige Pause. Das Foyer wurde gestürmt, die Bedienungen lieferten Getränke im Sekundentakt und der Merchandize-Tisch war sehr gut gut umlagert. Etliche nutzten die Chance ihren Namen auf die anfangs erwähnte Unterschriftenliste gegen das Großhandelsabkommen zu setzen.

Wir schossen auf unserem Weg zurück noch schnell ein Überblickfoto   für euch. Es lief ein Folienvortrag über eine imaginäre Firma und wir konnten uns davon überzeugen, dass die Band in ihrer Garderobe tatsächlich, wie zuvor von Rainald Grebe berichtet, bei minus fünf Grad sich warme Gedanken machen durfte. Währenddessen hatte er eine andere sehr viel "erwärmendere" Pausenbeschäftigung gefunden.
Danach konnte es wieder losgehen. Die Band erschien neu eingekleidet und das nächste Feuerwerk an Liedern folgte. Drei davon sind auf Youtube zu finden und hier natürlich mit eingebunden, um euch die Chance zu geben, selbst mit zu hören und sehen zu können.

Die Vorstellung der Bandmitglieder und sie selbst wurde gekonnt in die einzelnen Lieder oder "Sketche" mit eingebunden und so blieb das Publikum von direkter Ansprache verschont. Selbst eine zum unpassenden Zeitpunkt vorbeieilende Raucherin wurde beflissentlich ignoriert. Hervorragend war das Stück, in dem sie beweisen durften, dass jeder auswechselbar ist und somit auch jedes Instrument spielen können muss.


Ausflüge in den Dadaismus mit Tuffn und die Vorstellung von Das Buch Dietmar möchte ich noch als besonderes Highlights und bewegenden Moment hervorheben.

Schließlich war das Ende gekommen und unter großem Applaus versuchte Rainald Grebe mit seiner Band den Abend zu beenden, doch so schnell wollten wir ihn dann doch nicht gehen lassen und kitzelten insgesamt vier Zugaben heraus von denen die letzte schließlich das von allen erwartete Brandenburg in einer wieder einmal aufgefrischten Fassung war. Damit gaben wir uns schließlich zufrieden und mit Standing Ovation entließen wir die Musiker in ihren wohl verdienten und vorher schon mit einer Flasche Becks eingeläuteten Feierabend.

Ein Blick auf die Uhr offenbarte tatsächlich 23:23 Uhr und so endete der sehr kurzweilige Abend mitten in der Nacht. Mir bleibt nur zu sagen, dass ich jederzeit wieder einen Abend mit Rainald Grebe verbringen würde und er gerne wieder seinen Weg ins schöne Bremen finden darf. Alle, die noch die Chance haben, ihn auf den restlichen Tourorten live zu erleben, sollte die Chance nutzen, die Mischung aus politischen Anregungen und humorvollen Elementen fasziniert und bewegt.


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