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Dienstag, 16. Juli 2013

Blogtourstop Orks vs. Zwerge von T. S. Orgel


Orks vs. Zwerge von T. S. Orgel hat sich auf Blogtour begeben und inzwischen schon die dritte Station erreicht. Zu feiern gibt es die Nominierung zum Deutschen Phantastik Preis 2013 in der Kategorie “Bestes Deutschsprachiges Romandebüt”. Voten ist durchaus erwünscht, denn Tom und Stephan würde die Trophäe natürlich gerne mit nach Hause nehmen
Nachdem mir von den beiden schon eine Kurzgeschichte in  Uhrwerk Venedig sehr gut gefallen hat, freue ich mich besonders, mich auf diese Weise ihrem ersten großen Roman nähern zu können und hoffe, dass für euch der Ausflug zu Orks und Zwerge genauso fesselnd sein wird.

Bei Papiergeflüster, dem ersten Tourstop, gibt es ein Interview mit einigen Charakteren des Romans.
Der zweite Tourstop führt zu Darkstars Fantasy News und gibt Einblick in den ursprünglichen Romananfang und die Gründe, die zu dessen Änderung geführt hatten.

Diese Woche steht nun der dritte Stop auf meinem Blog an und bevor ich zur "ernsten Unterhaltung" überleite noch ein paar Informationen zu Buch und Autoren.

Inzwischen stoppt die Tour zum 4. Mal bei SeventhDice.com mit dem Thema "Unter neuem Management".


Über die Autoren:

Hinter dem Pseudonym T.S. Orgel stehen die beiden Brüder Tom und Stephan Orgel.
Tom, Jahrgang '73, lebt im Spessart und verdient sein Geld als selbständiger Grafik-Designer und Texter. Er treibt schon lange nicht mehr genug Sport und leidet unter Rollenspielentzug.
Sein Bruder Stephan, geboren 1976, lebt und arbeitet irgendwo in Hessen in der Verlagsbranche, unter anderem als Fachredakteur. Er ist deutlich fitter als sein Bruder und noch immer begeisterter Rollenspieler.
Nach einer Reihe von Kurzgeschichten in Anthologien und diversen elektronischen Veröffentlichungen ist "Orks vs. Zwerge" ihr erster gemeinsamer Roman.

Kurzbeschreibung:

Die größte Schlacht aller Zeiten

Ihr Hass aufeinander wurzelt tiefer als die Gebeine der Erde – schon seit Jahrtausenden sind Orks und Zwerge erbitterte Feinde. Nun prallen sie in einer gewaltigen Schlacht aufeinander, in der sich die Zukunft beider Völker entscheiden muss. Auf der einen Seite kämpft der Orkhauptmann Ragroth erbittert um Anerkennung, Beute und das nackte Überleben, während auf der anderen Seite der Zwergenkrieger Glond für einen Geheimauftrag eingeteilt wird, der ihn mitten in die Reihen der Feinde führt. Doch auf beide wartet eine finstere Überraschung, die das Schicksal von Orks und Zwergen für immer verändern wird.

(Quelle: Amazon.de)

ernste Unterhaltung


„… ein ganz großer Pluspunkt dieses Buches: es gibt weder Gut noch Böse. Es ist mir unglaublich schwer gefallen, mich für eine Seite zu entscheiden (was ich letztendlich nicht getan habe), denn die Grenzen verschwimmen dauerhaft und je mehr man über diesen Konflikt erfährt, desto besser versteht man beide Parteien.“Bücherwurm

Das ist ein Zitat aus einer der neueren Rezensionen zu „Orks vs. Zwerge“, das uns besonders freut. So, wie es auch die gesamte Rezension tut, denn wir können aus ihr beispielhaft herauslesen, dass unser Plan funktioniert hat.
Der Plan nämlich, ein Buch über den Krieg zu schreiben, das unsere Leser unterhält, ohne den Krieg an sich zu verharmlosen oder zu glorifizieren.

Orks vs. Zwerge ist natürlich aus dem Grundgedanken entstanden, zwei der bekanntesten Völker der Fantasy aufeinanderprallen zu lassen; wie es in der Fantasy üblich ist, in einer „ultimativen Schlacht“ von Gut gegen Böse.
Nur eben, dass uns dieses Klischee, das ja über lange Jahre der gesamten Fantasy anhaftete, schon immer gestört hat. Gut und Böse, Schwarz und Weiß – das sind einfache, plakative Sichtweisen, die mit der Realität so gut wie nichts zu tun haben. Nicht umsonst wird gerade der Fantasy oft genug Eskapismus, Realitätsflucht, vorgeworfen.
Eskapismus ist an sich nichts Schlechtes – abgesehen von Fachbüchern dürfte beinahe jeder Roman, egal, ob Liebesroman, Gesellschaftsroman, Thriller, Krimi oder was auch immer einer zeitweisen Flucht aus der eigenen Realität dienen. Absurderweise allerdings wird gerade das der Fantasy in der Regel negativ ausgelegt. Und – seien wir ehrlich – es gibt genug Fantasy, die es sich hier tatsächlich einfach macht und tatsächlich bei einem simplen Schwarz-Weiß, einem Kampf des unerschütterlich Guten gegen das facettenlos Böse bleibt.
Das ist nicht die Fantasy, die wir selbst mögen. Uns selbst faszinieren schon seit Jahren Romane, die tiefer gehen. Die sich damit auseinandersetzen, dass die meisten Leute eben nur das sind: Leute. Weder absolut gut, noch absolut böse sondern geformt durch die Umstände, in denen sie sich befinden. Glücklicherweise gibt es mittlerweile einen gewissen Trend in der Fantasy, der „erwachsener“ ist, der sich mit der deutlich komplexeren Wirklichkeit, wie wir sie kennen, auseinandersetzt, ohne dabei das Phantastische zu verlassen. George R.R. Martin dürfte einer der Vorreiter dieses Trends sein und sein Erfolg gibt ihm Recht. Bei ihm überleben nicht zwangsläufig die „guten Helden“ und selbst die unsympathischen „Schurken“ sind logisch nachvollziehbar und verständlich. Joe Abercrombie geht sogar noch einen Schritt weiter und schafft das Kunststück, seine Leser Sympathie für völlig gebrochene Charaktere empfinden zu lassen. Das an sich ist nicht neu – Michael Moorcocks „Elric“ oder sogar Howards „Conan“ waren schon früher Antihelden, die sich um die Schubladen „gut und böse“ nicht sonderlich geschert haben. Neu ist, dass jetzt auch die „kleinen Leute“, normale Menschen, ins Zentrum der Geschichten rücken. Es geht nicht mehr darum, dass ein Held allein die Welt rettet, sondern darum, ob und wer sich seine Menschlichkeit auch unter den widrigen umständen eines Krieges bewahrt, dessen Hintergründe und Dimensionen der einzelne normalerweise überhaupt nicht überblicken kann.

Das ist es ja auch, was Antikriegsfilme wie etwa „Full Metal Jacket“, „Hamburger Hill“ oder „Saving Private Ryan“ ausmacht. Krieg ist eine brutale, sinnlose und oft unverständliche Angelegenheit, die meist nur auf dem Papier Sieger hinterlässt – für die Soldaten in den Schützengräben und Schlachtreihen dagegen geht es lediglich um das Überleben. „Gut“ und „Böse“ sind abstrakte Begriffe, die jede Seite für sich selbst definiert. Es dürften nur ganz wenige (und wirklich beängstigende!) Personen in den Krieg ziehen und dabei denken „Wir sind die Bösen hier! Lasst uns das Gute vom Angesicht der Welt wischen! Harrharr!“
Es geht vielmehr um „Recht und Unrecht“. Das Churchill-Zitat, das wir dem Buch nicht von ungefähr vorangestellt haben, fasst das hervorragend zusammen: „Die schlimmsten Streitigkeiten entstehen erst dann, wenn beide Seiten gleichermaßen im Recht und im Unrecht sind.“ Churchill hatte diese Aussage zum spanischen Bürgerkrieg gemacht, in dem spanische Arbeiter gegen die spanische Bürgerschicht kämpfte – beide in fester Absicht und Glauben, ihre Heimat gegen Unrecht zu verteidigen.

Exakt das war unsere Grundidee bei „Orks vs. Zwerge“ – Zwei Völker, die sich aufgrund jahrelanger, kultureller Miss- und Unverständnisse um dasselbe Stück Land bekämpfen, beide vollkommen davon überzeugt, im einzig wahren Recht zu sein.
Genau deshalb haben wir uns schließlich auch für diese beiden Völker entschieden. Zwerge stehen in der Fantasy schon immer für das „Recht“, gelten als ordnungsliebend, gesetzestreu, fortschrittlich und aufgeklärt. Orks sind die ewigen „Bösen“ der Fantasy und gelten als chaotisch, betrügerisch, brutal, dumm und unzivilisiert. Betrachtet man das genau, liest sich das wie die Basis jeder guten Kriegspropaganda in nahezu jedem Konflikt, egal, ob in der Antike, in den 30- oder 100-jährigen Kriegen der Europäer untereinander, in den Eroberungskriegen der Kolonialzeit, im ersten oder zweiten Weltkrieg, in Vietnam, Korea, im Balkankrieg, Afghanistan oder den aktuellen Bürgerkriegen des nahen Ostens. Die anderen sind schuld, wir sind im Recht.

Orks vs. Zwerge erzählt daher die Geschichte einer Schlacht, in der keiner der beobachteten Beteiligten (also der Protagonisten) etwas dafür kann, in der es mehr auf die moralische Entscheidung der einzelnen ankommt, als auf eine pauschale Definition der „guten“ und der „bösen“ Seite.
Eine Geschichte, in der wir die hässliche, blutige, brutale Seite des Krieges eben nicht mit „und dann fielen Tausende von hässlichen Goblins unter den golden gefiederten Pfeilen der Elben und am Ende gewann das Gute“ verstecken durften. Die Protagonisten mussten sie fühlen, riechen, schmecken und erleben, gerade damit ihnen, oder zumindest dem Leser, klar werden kann, was das für die kleinen Leute auf beiden Seiten, die an der Front im Dreck draufgehen müssen, wirklich bedeutet. Und dafür, dass sich der Leser eine eigene Meinung über den Krieg Bilden kann.
Manchen Lesern mag das zu anstrengend sein (Zitat aus einer Rezension: „Ich mag meine klassischen Rollen bei Fantasyromanen - gut gegen schlecht, schwarz gegen weiß“), aber die Resonanz im Großen und Ganzen, und Rezensionen wie die eingangs, scheinen uns Recht zu geben.

Wir wurden tatsächlich einmal gefragt, ob ein reines Unterhaltungsbuch wie ein Fantasyroman überhaupt so etwas wie einen ernsten Anspruch, eine Botschaft, haben sollte. Vermutlich ist die Frage schlicht falsch herum gestellt. Denn warum sollte ein Roman mit einem ernsten Anspruch nicht unterhaltend sein?

Wenn wir den Spagat geschafft haben, trotz des ernsten, blutigen Themas wenigstens einige unserer Leser unterhalten und gelegentlich sogar zum Lachen gebracht zu haben, dann haben wir unser Ziel erreicht. Und wie es aussieht, scheint uns das wohl gelungen zu sein, denn sonst könnte man jetzt wohl nicht beim Deutschen Phantastik Preis für unseren Roman als „Bestes deutschsprachiges Debüt“ (http://dontapir.de/dpp/) abstimmen. Fantasyleser sind nicht die Realitätsflüchter, als die wir immer wieder gern verunglimpft werden. Im Gegenteil – sie scheinen in den letzten Jahren etwas mehr Realismus durchaus zu würdigen. Das freut uns, als Leser wie auch als Autoren.

Tom

T. S. Orgel



Verlag Heyne



Und damit endet dieser Blogtourstop auch schon. Schreibt mir gerne, ob ihr das Buch schon gelesen habt und wie es euch gefallen hat, oder einfach alles, was euch zu Orks vs. Zwerge einfällt. Vergesst nicht beim Deutschen Phantastik Preis zu voten und schaut ab und an wieder vorbei, wenn ich die folgenden Blogtourstationen bekannt geben werde.

1 Kommentar:

  1. Es ist schön, dass 'realistischere' Fantasyromane wie Ork vs. Zwerge oder das ebenfalls in dieser Kategorie nominierte, aber noch viel glaubhaftere, realistischere, ernsthaftere (und meiner Meinung nach auch bessere) Ninragon mehr Anerkennung bekommen.
    Ork vs. Zwerge wird vermutlich dank RandomHouse wohl das Rennen machen, aber ich drücke trotzdem Ninragon die Daumen, ein irrsinnig gutes Debüt.

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